
Heilig-Geist-Str. 5
Um 1900 wurde der alte Spitalstadel abgebrochen und durch ein neues Lagergebäude ersetzt, welches 1938 aufgestockt und 2015 zu einem Wohnhaus umgebaut wurde.
An der Stelle des heutigen Hauses Heilig-Geist-Str. 3 stand einmal das sog. Prediger-Haus. Westlich davon befand sich ein weiteres Wohnhaus (Hl.-Geist-Str. 5). Nach dem Lagebeschrieb im Zinsbuch B 38 soll sich davor ein öffentlicher Brunnen befunden haben, vermutlich an der Einmündung zum Wettbach. Südlich dieser Häuser, auf der Nordseite der heutigen Sebastian-Seiler-Str., stand der Spitalstadel, also das landwirtschaftliche Nebengebäude des Spitalguts.


Nachdem der alte Spitalstadel in der Sebastian-Seiler-Str. bei dem Großbrand am 24.10.1493 einschl. der umgebenden Häuser komplett abgebrannt war, kaufte die Spitalstiftung mit Urkunde von 1494 die Brandruine Hl.-Geist-Str. 51, räumte auch das abgebrannte Predigerhaus Hl.-Geist-Str. 3 ab und erbaute über beide Grundstücke hinweg einen neuen Spitalstadel welcher 1507 bereits als Bestand dokumentiert ist. Vermutlich wurde im Zug des Stadelbaus auch der öffentliche Brunnen, der früher im Wettbach vor dem Haus Heilig-Geist-Str. 5 war, verlegt. 1833 wird hier die Existenz eines öffentlichen Brunnens beschrieben. Dieser ist auch noch im Urkataster 1824 dargestellt.
Für die folgenden Jahre fehlen Aufzeichnungen über den Spitalstadel, so dass nicht geklärt werden kann, ob der Spitalstadel einmal erweitert oder erneuert wurde. Im Urkataster 1824 ist der Stadel in seiner vollständigen Ausdehnung von der Schrannenstraße bis zum Wettbach dargestellt. Dem Stadel in der Hl.-Geist-Str. vorgelagert ist ein Anbau, der als Feuerwehrhaus diente. Das Baujahr dieses Vorbaus ist nicht überliefert, er könnte im Zuge der Anschaffung einer neuen Feuerspritze im Jahr 1717 erstellt worden sein.

Nach der Verlegung des Spitals in das neue Krankenhaus Günzburger Str. 41 waren die Spitalgebäude entbehrlich und wurden verkauft. So wurde auch der Spitalstadel verkauft. Der Vorbau, in dem die Feuerwehr untergebracht war, wurde nach 1854 abgebrochen und die Feuerwehr im ehem. Zehentstadel Wettbach 23 (jetzt hist. Stadttheater) untergebracht.
1832 wurde der östliche Teil des Stadels (Hl.-Geist-Str. 3) an Johann Kretz sen. verkauft, der westliche Teil (Hl.-Geist-Str. 5) an den Ökonomen Franz Harder von Hegelhofen. 1833 übergab Johann Kretz den Stadelteil an seinen Sohn, der ihn abbrach und hier einen Neubau unter Verwendung der alten Bausubstanz erbaute2. 1840 verkaufte Kretz jun. das Haus an Franz Harder, dem ja schon der östliche Teil gehörte. Somit war nun das ganze Grundstück in der Hand eines Besitzers. Der Stall zwischen den Gebäuden Hl.-Geist-Str. 3 und 5 wurde 1841 von Franz Harder abgebrochen und als offener Hofraum genutzt. 1849 erwarben Mathias und Agathe Jedelhauser das Wohnhaus Hl.-Geist-Str. 3 und behielten dieses bis 1854. Dann verkauften sie es an den Eisenhändler Jakob Kircher, der 1849 auch schon den ehem. Spitalstadel Hl.-Geist-Str. 5 erworben hatte.
1842 baute Franz Harder von Hegelhofen in den bestehenden Stadel eine Doppeltüre ein, um den Stadel besser mit Wagen befahren zu können. Am 21.05.1849 verkauft Franz Harder das Haus Heilig-Geist-Str. 3 an Jedelhauser Mathias u. Agathe. Wahrscheinlich verkauft er zu dieser Zeit auch den Stadel an Kircher Philipp Jakob, welcher dann am 29.08.1854 das Jedelhausersche Haus dazu erwirbt, so dass ihm nun der zusammenhängende Bau Heilig-Geist-Str. 3+5 gehörte.
1898 wird der Stadel abgebrochen und durch einen rechtwinkligeren Neubau ersetzt. Um 1910 übernahm Jakob Brändle die Eisenwarenhandlung. Er baute ohne Genehmigung eine Blechhütte vor das Magazin. Der Magistrat forderte zunächst die Beseitigung der Hütte, am 10.06.1910 erlaubte man ihm aber, die Hütte auf Widerruf zu belassen.
1927 baute Jakob Brändle ein Vordach auf der Westseite an.

1938 wollte Jakob Brändle auf das 1898 erbaute Lagerhaus zwei weitere Stockwerke aufbringen. Wenn auch die Stadt diesem Bau zugestimmt hätte, erhoben das Landbauamt Augsburg und das Bezirksamt Neu-Ulm doch deutliche Bedenken gegen das Vorhaben. Eine Erhöhung des Lagergebäudes um zwei Stockwerke würde diesem im Stadt- und Straßenbild eine solch beherrschende Stellung einräumen, für die an diesem Platz keine Notwendigkeit und Berechtigung bestehe. Das Straßenbild, welches z.Zt. vom Kirchturm der Hl.-Geist-Kirche beherrscht wird, würde dadurch seine jetzige Einheitlichkeit einbüßen. Es blieb dann bei der Aufstockung um ein Geschoss.

1953 wurde ein Schaufenster in das Gebäude eingebaut und 1963 wurde das Eisenlager auf der Westseite ummauert. Dieser Zustand blieb so bis zum Abbruch 2014.




2014 wurde letztlich das Gebäude saniert und zu einem Wohn- und Geschäftshaus umgebaut. Der charakteristische Fachwerkgiebel auf der Westseite war leider so geschädigt, dass er nicht erhalten werden konnte.




