Gaststätten und Brauereien

Brauerfamilien und deren Heiratspolitik

Wenn eine Familie Einfluss auf die Entwicklung der Stadt nehmen kann, ist das Interesse groß, diesen Einfluss stets zu vermehren. Ein probates Mittel hierzu ist die Mehrung von Besitz auf friedlichem Weg, z.B. durch ’sinnvolle‘ Heiraten. In der großen Politik war dies auch das Motto der Habsburger, zu deren Herrschaftsgebiet man ja gehörte. Bella gerant alii, tu felix Austria nube“ (Kriege führen mögen andere, du, glückliches Österreich, heirate) wird heute noch als Sprichwort einer dynastischen Politik genutzt. Wenn man die Hochzeiten zwischen den Brauereien betrachtet, galt dieses Motto in Weißenhorn besonders.

Natürlich kann man hier nicht jede Familie einzeln betrachten. Die rekonstruierten Stammbäume kann jeder Interessierte in der beigelegten Darstellung betrachten und nachverfolgen, im Detail sind die Vorgänge auch bei den jeweiligen Hausgeschichten aufgeführt. Hier sollen nur einige beispielhafte Vorgänge und Ereignisse dargestellt werden. Ich warne aber davor, die aufgeführten Vernetzungen nach heutigen Maßstäben zu beurteilen. Die damalige Gesellschaft war vollkommen anders strukturiert, eine staatliche soziale und wirtschaftliche Absicherung gab es nicht. Wegen der geringeren medizinischen Möglichkeiten war die Sterblichkeit damals viel höher als heute, viele Menschen starben schon sehr früh. Aber nicht nur die Frauen starben früh im Kindbett, auch viele Männer überlebten die ersten Ehejahre nicht und so sind auch Frauen, die zwei oder drei Männer überlebten keine Seltenheit. Oft mussten unmündige Kinder versorgt werden. Wenn beide Elternteile starben, wurden vom Magistrat Pfleger verordnet, die das Vermögen der Kinder bis zu ihrer Volljährigkeit, die damals mit 21 Jahren eintrat, verwalteten. Über diese Pflegschaften wurden Akten angelegt, die für diese Untersuchung ausgewertet wurden. 1 Es wurde aber nicht nur innerhalb der Stadt und der Familien geheiratet. In vielen Fällen kam auch frisches Blut von außerhalb, sogar aus dem Ausland – das benachbarte Königreich Württemberg war ja bis 1871 Ausland!

Es geschah auch manchmal, dass auf einer Brauerei ein Bräuer angestellt war, der sich im Betrieb gut auskannte. Wenn dann der Brauereibesitzer jung starb, heiratete der Brauknecht die Chefin und führte die Wirtschaft weiter.

Aber es gab nicht nur wirtschaftlichen Fortschritt. Viele Male berichten die Akten davon, dass sich Wirte finanziell übernommen hatten oder schlecht wirtschafteten. Unausweichlich damals wie heute, als Endpunkt der Zahlungsunfähigkeit stand die Zwangsversteigerung, die man damals Gant nannte. Oftmals versuchte man, solche Probleme intern zu lösen, meist ging das Eigentum aber in fremde Hände. Im 19. Jahrhundert traten dabei mehrmals Juden aus Ichenhausen oder Hürben als Aufkäufer auf. Im 20. Jahrhundert war es überwiegend die Memminger Bürger- und Engelbräu AG, die insolvente Wirtschaften aufkaufte. So brachte die B&E den Adler, das Rössle und das Kreuz an sich und sicherte sich auch den Bierlieferungsvertrag mit der Bahnhofsrestauration.

Brauerfamilien

17 Familien in Weißenhorn besaßen in den letzten 500 Jahren zwei oder mehr Gaststätten in der Stadt und hatten diese zwischen 43 und 315 Jahre lang inne. Die längste Zeit, zwischen 1697 und 2012, ist die Familie Mayer nachzuverfolgen, wenn auch eine unmittelbare Verbindung anhand der Archivakten nicht beweisbar ist, aber für den Zeitraum ab 1787, also auch 225 Jahre, sind lückenlos darzustellen. In dieser Zeit fanden 9 Hochzeiten statt, von denen 2 den Besitz vermehrten.

160 Jahre lang, von 1604-1764, kann die Bräuerfamilie Roth nachverfolgt werden, von der heute kein Nachfahre mehr in Weißenhorn ist. Innerhalb dieser Zeit war die Familie Roth an 6 Gaststätten in der Stadt beteiligt, der Höhepunkt wurde im Jahr 1680 erreicht, als die Familie auf den Brauereien Bären, Rotochsen, Stadt, Sonne und dem alten Bräuhaus Leichtle in der Hl.-Geist-Str. 2 (heute keine Gaststätte mehr) saß. Neben diesen Brauereien war die Familie Roth noch auf dem Ritter St. Georg, der aber keine Brauerei war. Zwischen 1614 und 1729 fanden nicht weniger als 6 besitzmehrende Hochzeiten statt.

Nicht viel weniger aktiv war die Familie Stigele, die von 1572 – 1785 auf 5 Gaststätten in der Stadt saß, allerdings mit Unterbrechungen zwischen 1594 – 1619, 1708 und 1743 und von 1755 – 1767, wo kein Mitglied der Familie an einer Gastwirtschaft beteiligt war. Den Namen Stigele finden wir auf dem Lamm, dem Pflug, dem Hecht, der Stadt und der Kanne. Von 1670 – 1689 war die Familie auf 3 Gaststätten gleichzeitig.

Die Familie Schmidt war von 1538 – 1685 immerhin auch für 147 Jahre auf 4 Gaststätten, der Schmidtschen Herberge, den namenlosen Gaststätten Hauptplatz 6 und 8 sowie auf dem Storchen. Nur dieser Gasthof bestand noch bis ca. 1950. 1697 aber erwarb der Lammwirt Michael Stigele von seinem auf Hauptplatz 6 benachbarten Cousin Hans Benz dessen Braugerechtigkeit. Die Mütter der beiden waren also Schwestern, geb. Schmidt. Somit sind die Familien Schmidt und Stigele miteinander verwandt, so dass sich die Zeit dieser Familien von 1538 – auf stolze 248 Jahre addiert!

Mit 145 Jahren gehört auch die Familie Walser zu den Langzeit-Spitzenreitern, auch wenn sie es in dieser Zeit ‚nur‘ zu 3 Gastwirtschaften, dem Hasen, dem Schnaggele und dem Engel mit einer Hochzeit brachte.

Über 119 Jahre war auch die Familie Miller im Brauereigeschäft tätig und zwar von 1660 – 1779. Sie betrieben den Bären, den Stern, das Lamm, die Kanne und den Grünen Baum. Um 1710 waren sie auf 4 Gasthöfen gleichzeitig vertreten.

Zu den mehr als 100-jährigen Besitzern konnte sich auch die Familie Winkle mit 3 Gaststättenbeteiligungen zählen. Zwischen 1722 und 1824 bestimmten sie die Geschicke des Storchen, des Pflugs und der Kanne.

Zwar ‚nur‘ 72 Jahre lang ist die Familie Bader verzeichnet, aber in dieser Zeit führten sie den Georgen, den Adler, die Traube und das Schnaggele. Zwar nicht mehr als Wirte, aber als Metzger sitzen Nachfahren der Familie bis heute in Weißenhorn, wenn auch der Name um 1950 verschwand.

Hochzeiten

Wie waren diese Familien aber miteinander verknüpft? Ohne Anspruch auf Vollständigkeit sollen hier einige der Beziehungen dargestellt sein:

Wie die Brauerfamilie Schmidt auf das Lamm kommt

Martin Schmidt, Nachfahre der Schmidtschen Herberge und Bräuer auf Hauptplatz 6, stirbt am 11.10.1637 ohne männliche Nachfolger. Für seine minderjährige Tochter Elisabetha wird ein Pfleger eingesetzt. Nach Eintritt der Volljährigkeit heiratet Elisabetha Schmidt (1638/39?) Mathäus Roth, den Sohn des Bräuhauswirts Bernhard Roth, welcher die (namenlose) Gastwirtschaft bis zu seinem Tod 1674 führt. Der Ehe entspringen zwei Töchter, Anna Maria und Ursula. Anna Maria heiratet ~1670 den Nachbarn, den Lammwirt Christoph Stigele. Ursula heiratet einen Bräuer Benz (Herkunft unbekannt).

Nach Bernhard Roths Tod 1674 wird die Wirtschaft vom Sohn des Cousins seiner Frau, Hans Jörg Schmidt, übernommen (Erbvertrag?), aber schon im folgenden Jahr 1675 an den Cousin des Lammwirts, Hans Benz, verkauft. 1697 stirbt Hans Benz und der Cousin Michael Stigele, Lammwirt, kauft das Haus mit der Braugerechtigkeit hinzu. 1706 wird das Haus fremd verkauft an Franz Jann. Beim Verkauf des Grundstücks behält Michael Stigele die Braugerechtigkeit für sich und schlägt sie als zweites Braurecht seinem Gasthof Lamm zu.

Rund um den Gasthof Bären

Die verworrenen Beziehungen auf dem Bären sind besonders interessant, ziehen sich diese Veränderungen doch über fast 200 Jahre hin und geschehen fast immer über die weiblichen Nachkommen, so dass sich die Namen häufig ändern, wobei die Wirtschaft aber immer in der Familie bleibt.

Christoph Bader jung (*<1630), Sohn des Großgrundbesitzers Christoph Bader von Hauptplatz 1, kaufte 1651 das Haus HS14. Als er ~1655 die Tochter des Bärenwirts Waydmann heiratete, verkaufte er HS14 an Martin Stigele (dessen Zugehörigkeit zur Brauerfamilie Stigele ist möglich, aber nicht nachgewiesen). Christoph Bader starb wohl um 1660. Dieser Ehe entsprang eine Tochter, die zum Zeitpunkt des Todes des Vaters noch nicht geschäftsfähig war (*~1656). Die Witwe Bader, geb. Waydtmann, heiratete dann ~1660 den Metzger Christoph Müller, vermutlich ein Bruder des Sternwirts Hans Müller. Jetzt wird auf dem Bären erstmals eine Braugerechtigkeit erwähnt. Diese Verbindung blieb ohne Nachkommen. 1674 heiratete Bernhard Roth, Bräuer und Metzger, Bruder des Ochsenwirts, die Tochter aus der 1. Ehe Bader/Waydtmann. Auch diese Verbindung blieb vermutlich kinderlos, denn 1679 verkaufte Bernhard Roth den Bären an seinen Neffen Andreas Roth, Sohn des Ochsenwirts.

Dieser Andreas Roth heiratete eine Ursula (N), (*<1658) deren Abstammung nicht bekannt ist. Als Andreas Roth 1686 starb, hinterließ er eine minderjährige Tochter Barbara (*~1680) und der Bären war verschuldet. Seine Witwe heiratete dann um 1690 Claus Stigele in 2. Ehe, den Sohn des Lammwirts Christoph Stigele, der den Bären übernahm. Als Claus 1692 ohne eigene Nachkommen starb, führte die Witwe Stigele die Bärenwirtschaft alleine weiter, bis ihre Tochter aus erster Ehe 1701 Johann Miller heiratete, den Sohn des Sternwirts Georg Miller.

Johann Miller starb 1730. Es folgt der Brauer Anton Meister von Laupheim auf dem Bären, der die Witwe Barbara Miller heiratet. Diese war zum Zeitpunkt der Hochzeit schon ca. 50 Jahre alt. Sie stirbt 1742. Am 07.01.1743 heiratet Anton Meister die ledige Anna Maria Harder von Westerstetten in 2. Ehe. Anton Meister starb wohl um 1750. Eine Tochter aus 1. Ehe heiratete ebenfalls um 1750 den Bräuer Josef Thanner. Josef Thanner kaufte 1759 das Haus Hauptstr. 1, weil er auf dem Bären ja nur eingeheiratet war. 1784 wurde dieses Haus verkauft, möglicherweise war Thanner gestorben. Er dürfte keine männlichen Nachkommen gehabt haben, weswegen der Bären an Franz Martin Meister, den Bruder seiner Frau, fiel. Kurz nach der Übernahme ist Franz Martin Meister 1787 ledig gestorben, so dass das Erbe an den nächstfolgenden Sohn des Anton Meister mit gleichem Namen fiel. Es ist nicht gesagt, ob dieser aus 1. oder 2. Ehe stammt. Er müsste bei der Übernahme schon mind. 37 Jahre alt gewesen sein und hatte wohl nicht Brauer gelernt, da er nach der Übernahme mit Josef Mayer, Bräuhausbeständer, einen kommissarischen Bräuer einstellte.

Anton Meister jun. dürfte 1799 gestorben sein. Seine Witwe Rosalie heiratete Josef Eberle; des Laupheimischen Kapitels Pedellen Ferdinand Eberles ehelich lediger Sohn von Schnürpflingen. Dieser war auch kein Bräuer, weswegen Josef Mayer weiter auf dem Bären das Bier braute.

1802 war dann das Ende der Familienwirtschaft auf dem Bären. Das Anwesen wurde an Josef Wagner, den Sohn des Glockenwirts Anton Wagner, verkauft. Nachdem Josef Wagner 1819 starb, heiratete Josef Mayer, der Sohn des Bräuhausbeständers Josef Mayer – der hier von 1787 – 1802 kommissarisch braute – 1821 die Tochter Maria Anna der Witwe Kreszentia Wagner und wurde so Besitzer des Bären. Ab jetzt regierte die Familie Mayer den Bären.

Aus dem Jahr 1889 ist eine Heiratsanzeige überliefert, die zur Heirat des Max Mayer mit Karolina Vogel einlädt. Aus heutiger Sicht interessant ist der Zeitpunkt der Hochzeit: Montag früh um 06:30 Uhr! Da wird keine große Hochzeit stattgefunden haben, aber jeder konnte nach der Hochzeit noch einen vollwertigen Arbeitstag verbringen!

Dreifachhochzeit beim Kreuz

Eine dreifache Hochzeit fand 1737 bei der Gastwirtschaft Kreuz statt. Im Jahr 1709 hatte Jakob Bader, ein Spross aus der Brauerfamilie Bader, Sohn des Goldochsenwirts (Schnaggele) Christoph Bader die Tochter Ursula des Kreuzwirts Hans Belm geheiratet. Bevor er um 1719 starb, hatte er mit ihr zwei Töchter, Ursula und Barbara. Die Witwe Ursula heiratete 1720 den aus Behlingen stammenden Bräuer Josef Bolling, der die Kreuzwirtschaft führte. Sie starb 1736, ihr Erbe wurde aufgeteilt. Hierbei erhielt sowohl ihr Mann als auch ihre Tochter Ursula aus erster Ehe einen Erbteil. Das Gasthaus wurde mit 2300 fl Wert veranschlagt. Diese Tochter Ursula hatte 1734 Jörg Keuffel geheiratet, den Sohn des Glockenwirts Johannes Keuffel. Jörg gehörte das Haus Memminger Str. 31 neben der Glocke, er starb leider schon früh nach der Hochzeit, so dass Ursula bereits 1736 Witwe war. Josef Bolling verkaufte seiner Stieftochter Ursula Keuffel, geb. Bader seinen Anteil an der Kreuzwirtschaft, Bräuhaus, Hofraiten, Stadel und Garten, Äcker, 3 Pferde, 4 Kühe, 3 Kälber, 6 Schweine um 4342 fl, so dass Ursula nun die Kreuzwirtschaft ganz gehörte. Ursula hingegen verkaufte ihrer ledigen Schwester Barbara Bader das Haus Memminger Str. 31 für 1950 fl mit den Äckern. Nachdem die Besitzverhältnisse nun geklärt waren, wurde geheiratet. Am 15.02.1737 heiratete Barbara Bader den ledigen Metzgerknecht Ulrich Kast von Attenhofen und wohnte mit ihm in der Memminger Str. 31. Das Haus ging 1780 an den gemeinsamen Sohn Josef Kast. Am 16.02.1737 heiratete Josef Bolling die seit 1736 verwitwete Hasenwirtin Anna Moser und zog auf deren Hasenwirtschaft. Anna starb 1749. Die Hasenwirtschaft ging dann an ihre Tochter Magdalena aus erster Ehe und deren Ehemann N. Lorenz. Am 08.07.1737 heiratete Ursula Keuffel, geb. Bader, den Junggesellen Bräuer Christian Hartnagel von Allmendshofen, Lkr. Donaueschingen und betrieb mit ihm das Kreuz weiter. Sie hatte mit ihm eine Tochter Anna, die nach dem Tod der Mutter 1781 die Kreuzwirtschaft mit ihrem Ehemann Franz Sayler weiterführte, bis die Wirtschaft 1798 an den Sohn Alois weitergegeben wurde.

Stadtwirtschaft und Kanne

Johann Stigele, Bierbräuer, Sohn des Lammwirts Christoph Stigele, kaufte 1768 nach Auszahlung des verwalteten Erbes die Stadtwirtschaft. Er starb wohl 1786. Seine Witwe Anna Maria konnte die Wirtschaft nicht halten und geriet in Konkurs. Anna Maria war die Tochter des Sebastian Sayler und der Barbara Dietsch von der Kannenwirtschaft, die 1721 den Onkel des Johann Stigele, Hans Jörg Stiegele, geheiratet hatte. Hans Jörg war ihr Stiefvater, wenn auch die Ehe nur ca. ein halbes Jahr dauerte. Ihr Onkel Christian Sayler von Grafertshofen sprang in die Bresche und kaufte das Haus aus der Gant für 1800 fl, so dass die Wirtschaft weiter in der Familie blieb.

Eine tragische Episode

Eine tragische Episode fand 1794 auf dem Löwen statt. Der Löwenwirt Joseph Fahrenschon (*29.08.1763, +17.10.1794), heiratete am 31.07.1787 eine Maria Eva Neymayer, 20 Jahre alt. Joseph Fahrenschon starb am 17.10.1794 ‘hat sich selbst erhängt, nachdem er mehr als ein halbes Jahr verwirrt herumgegangen, indem es ihm laut des Doctors Zeugnis im Hirn und unteren Leib gefehlet. Es ist ihm die Schidung geläutet und ist ordentlich begraben worden.’ Nur 3 Wochen später, am 07.11.1794, heiratete Eva erneut, den Nikolaus Klotz, Bierbrauer von Hegelhofen, der dadurch Löwenwirt wurde. Eva wollte aber in dem Haus, in dem sich ihr erster Mann erhängt hatte, nicht weiter leben. Die Löwenbesitzer einigten sich mit dem Engelwirt Peter Tilger, ihre Häuser gegeneinander mit allen Rechten zu tauschen. Dies geschah am 03.12.1795, wobei die Löwenwirte ein Aufgeld von 500 fl zahlten. Der Engel war also damals wertvoller als der Löwen.

Bräuhaus und Rössle

1905 kaufte Kajetan Kempfle das Bräuhaus und damit auch das Gebäude Fuggerstr. 2b. Er war aus Langenhaslach und hatte sein dortiges Anwesen verkauft. Er brachte seine ledige Schwester mit nach Weißenhorn, die dann Alois Sälzle vom Rössle heiratete. Da somit alles Verwandtschaft war, wurden die Keller der Gebäude Fuggerstr. 2b und Reichenbacher Str. 5 untereinander verbunden.

Einzelbeziehungen

1620 dürfte nach anderweitigem Aufenthalt um 1620 der gleichnamige Sohn des Lammwirts Lorenz Stiegler nach Weißenhorn zurückgekehrt sein und die Witwe des Pflugwirts Hans Mayer geheiratet haben.

1654 ging Bernhard Roth, der Sohn des Bräuhausbesitzers Anton Roth, nach dem Tod seiner Mutter 1614 auf das Bräuhaus zurück und überließ seinem Sohn Bernhard Roth jung die Georgenwirtschaft.

1660 baute der Pflugwirt Georg Stigele auf dem gegenüberliegenden Grundstück Günzburger Str. 5 ein neues Gasthaus (Hecht) und zog dorthin. Den Pflug übernahm sein Bruder Lorenz Stigele.

1665 kaufte Hans Link, Sohn des Sternwirts Michael Linckh, den Hasen. 1674 kaufte er auch noch den Engel, auf dem er schon vorher seit mind. 1669 als Bräuer tätig war.

1671 heiratete Peter Roth (Sohn des späteren Bärenwirts Bernhard Roth) die Witwe Catharina des Stadtwirts Johann Nusser. Bernhard war auch der Bruder des Ochsenwirts Andreas Roth, dessen Sohn er 1679 den Bären verkaufte.

1684 kaufte Christoph Bader, Bürgermeister, Metzger und Gastgeber, Sohn des Adlerwirts Martin Bader (Memminger Str. 7), die Traube von seinem Verwandten Balthasar Weickmann zu einem Vorzugspreis von 700 fl, Steuerwert 900 fl.

1697 erwarb der Lammwirt Michael Stigele die Nachbargaststätte Hauptplatz 8 mit der Braugerechtigkeit von seinem Vetter Hans Benz, Bürger und Bierbräuer.

1720 heiratete Hans Jörg Stigele, Sohn des Lammwirts, die Witwe des Kantenwirts, Barbara Sailer. Bei Saylers Tod 1721 wurden zwei Kinder aus seiner Ehe, Frantz und Anna Maria, genannt.

1725 heiratete Anton Keuffel, Sohn des Glockenwirts Johann Keuffel, die Witwe Anna Schaich des Engelwirts und übernahm deren Gastwirtschaft 1729.

1729 kaufte Ursula Roth, die Tochter des Sonnenwirts Johann Roth, von ihrem Erbteil den Gasthof Georgen (MM04) aus der Gant. Sie heiratete am 18.04.1733 den Traubenwirt Michael Zeller, der die Traube verkaufte und auf den Georgen zog. Zeller starb schon 1735. Ursula heiratete in 2. Ehe den Sohn des Glockenwirts, Anton Keuffel, welcher 1729 den Engel übernommen hatte und zog auf den Engel.

Anton Glaz, Innerer Rat und Adlerwirt (genannt Spatzentoni) übergab 1745 seinem Sohn Jonas Glaz, Bräuer, den Adler. Zugleich heiratete Jonas Glaz die Jungfrau Maria Miller, Tochter des Herrn Christoph Miller, Sternwirt (GZ01).

1753 kaufte Josef Anton Widenmann, Sohn des Sonnenwirts Mathias Widemann, den Hirschen Hauptstr. 24.

1761 kaufte Andreas Winckhle, der Sohn des Storchenwirts, mit Eintritt der Volljährigkeit den Pflug, Günzburger Str. 4.

Anton Stempfle von Attenhofen, Sohn des vormaligen Sonnenwirts Peter Stempfle, kaufte 1768 den Stern und heiratete Maria Dirr, Tochter des Sternwirts.

Alois Widemann, Sohn des Hirschwirts Joh. Ant. Widemann, kehrte 1784 nach Weißenhorn zurück und kaufte mit seinem ausgezahlten Erbe den ‘Stern’ in der Günzburger Str. 1

1784 kaufte der Hasenwirt Mathäus Klotz das Rössle Reichenbacher Str. 5 und betrieb diese Brauereigaststätte als Zweitbetrieb.

am 09.05.1816 heiratete Joh. Nep. Hartung, Sohn des verstorbenen Bärenwirts Michael Hartung, Antonia Barbara Gollmützer, Tochter des Ochsenwirts, und übernimmt für 5300 fl das Anwesen.

Joh. Nep. Hartung, Sohn des verstorbenen Adlerwirts Michael Hartung und Stiefsohn des Löwenwirts Konrad Höß, heiratete am 09.05.1816 Antonia Barbara Gollmützer, Tochter des Ochsenwirts, und übernahm für 5300 fl den Löwen.

1841 kaufte der Hirschwirt Valentin Bader die Traubenwirtschaft Kirchplatz 8 für seinen Sohn, dem er die Traube am 22.09.1842 übergab.

Um 1950 heiratete der Hasenwirt Anton Walser die Tochter Anna des Engelwirts Adolf Kircher. Ihr gehörte auch das Schnaggele, welches ihr Vater bereits 1933 aufgekauft hatte.

Weitere Abstammungen

  1. Stadtarchiv A 310 P1 – P122 ↩︎

Weitere Ausführungen zum Thema Gaststätten:

Gaststättennamen und Wirtshausschilder

Historische Weißenhorner Gastwirtschaften

Das Gastättenwesen

Gaststätten und Gesellschaft

Brauerfamilien und ihre Heiratspolitik

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