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Roggenburger Str. 44-48 – ehem. Bierkeller des Löwenwirts

Der älteste Bierkeller an der Roggenburger Str., mehrfach erweitert und früher ein Zentrum der Biergartenkultur, heute ein modernes Wohnhaus, das nichts mehr an das Alte erinnert.

Roggenburger Str. 44

Der Keller auf Roggenburger Str. 44 war der erste Bierkeller an der Roggenburger Str., 1840 vom Stadtwirt Dominikus Sälzle (Hauptstr. 28) erbaut. 1841 beantragte Säzle den Aufbau eines Sommerhauses aus Holz über seinem Bierkeller. Hier wurde im Sommer das Bier frisch ausgeschenkt, einer der ersten Biergärten in Weißenhorn. Hierfür beantragte er, städt. Grund vor diesem Keller anzukaufen um die Einfahrt repräsentativer gestalten zu können. Hierzu würde er den bisherigen Fahrweg zu den anderen Grundstücken verlegen und hier einen Platz einrichten, an welchem er das Bier verkaufen könne. Die Schätzer taxierten den Wert des Grundstücks mit 25 Dezimal für höchstens 20 fl, da es sich um eine Ödung und schlechten Boden handle. Der Magistrat wollte aber nur den Grund, auf welchem der Vorkeller steht, für 5 fl verkaufen, die übrige Fläche für 1 fl/Jahr lediglich verpachten.

Nach Sälzle war bis mind. 1882 ist Xaver Ege Bräuer auf der Stadtwirtschaft. Er verkaufte das Gasthaus an Joh. Nep. Willbold. Vermutlich wurde zu diesem Zeitpunkt (1882?) der Keller an den Löwenwirt Thaddä Hörmann verkauft. Ege hatte bereits 1874 stattdessen einen neuen Keller in der Kiesgrube Roggenburger Str. 42 herstellen lassen.

Thaddä Hörmann möchte die städt. Fläche, die er bislang in Pacht hatte, für 45 M käuflich erwerben und die Zufahrt zu seinem Keller besser gestalten. Die Stadt war hiermit einverstanden. Trotz dieses Beschlusses wurde seitens der Verwaltung das Grundstück aber nicht verkauft, sondern gegen einen jährlichen Grundzins von 1,70 M überlassen.

1883 firmierte der Sohn Johann Hörmann als Eigentümer der Löwenbrauerei. Er unternahm einen neuen Versuch zum Erwerb des Grundstücks, weil er hier ein Fasshaus errichten wollte. Die Stadt erklärte sich mit der Ablösung des Grundzinses in Höhe von 45 M einverstanden, verlangte aber für jeden Baum auf dem Grundstück – welche die Stadt scheinbar gepflanzt hatte – eine weitere Mark. Im Dez. 1883 wurde das Grundstück vermessen und abgerechnet. Der Fassstadel wurde vor den Eingang zu dem 1840 errichteten Keller gebaut. Er liegt jetzt auf dem Grundstück Roggenburger Str. 48.

1892 stellte Hans Hörmann den Antrag auf Zukauf der südlich gelegenen Fläche, da er beabsichtigt, seine Hopfenanlage zu erweitern. Die Stadt möchte diese Fläche nicht verkaufen, bot ihm dafür aber die westlich gelegene Fläche an.

1894 erlaubte die Stadt dem Stadtwirt, dem Engelwirt, dem Bärenwirt und dem Glockenwirt den Bau von Kellern in der ehem. städt. Sandgrube Roggenburger Str. 42 ohne Pachtzahlung. Daher stellte auch der Löwenwirt Hörmann den Antrag, östlich seines Grundstücks eine Fasslagerhalle ohne Pachtzahlung bauen zu dürfen. Der Fasshallenbau des Johann Hörmann wurde mit Rücksicht auf die Baustelle aber nicht genehmigt, es wurde ihm empfohlen, die Fasshalle in Verlängerung seines bestehenden Gebäudes zu errichten. 1895 beantragte Johann Hörmann dann einen Ortstermin mit dem Magistrat wegen seines Fasshallenbaus. Nach einer Ortsbesichtigung am 05.04.1895, zu der Johann Hörmann die beantragte Kauffläche abgesteckt hatte, beschloss der Magistrat den Verkauf von 630 m² zu 6 M/Dez. Das Lagergebäude wurde dann 1897 im östlichen Teil des Grundstücks giebelständig zur Straße errichtet.

1907 beantragte Hörmann den Neubau einer Remise vor seinem Lagerkeller. Diese baute er traufständig auf den Vorplatz. Er weitete auch den Biergartenbetrieb aus und baute 1906 einen neuen Schankkeller. Auch wurden die Kelleranlagen nochmals erweitert um einen Erdkeller und einen Eiskeller. 1911 stellte Hörmann den Antrag, den Weg zu seinem Schankhaus oben auf dem Keller zu verlegen und beantragte hierzu den Kauf einer Fläche von ca. 300 m². Der Magistrat gewährte nur eine Benutzung der Fläche gegen Grundzins. Hörmann gab an, den alten Weg nur mit 4 Rössern befahren zu können, nach der Verlegung käme er mit 2 Pferden aus. Der Weg wurde dementsprechend angelegt und besteht auch heute noch.

Die Brauerei wurde 1915 aufgegeben, die Wirtschaft wechselnd verpachtet. 1920 wurde das Bierkontingent an die Kronenbräu AG Augsburg verkauft und damit die Brauerei endgültig aufgegeben. Hiermit waren auch die Bierkeller nicht mehr erforderlich. Ungefähr 1920 wurde der Gasthof Löwen an den Konditor Karl Stiegele verkauft und danach als Café betrieben. Die Baulichkeiten beim Keller Roggenburger Str. 44 wurden an Christian Beck verkauft. Dieser errichtete 1927 einen Anbau an das Sommerhaus, der aus einer Schankstätte und einer Kegelbahn bestand. Um 1928 muss das Gebäude abgebrannt sein. Für das abgebrannte Gebäude wurde ein Ersatzbau (Café Schönblick, Roggenburger Str. 46) etwas weiter westlich geschaffen. (Siehe Beitrag Café Schönblick)

Nach Aufgabe der Brauerei wurde der östliche Grundstücksteil mit dem Lagergebäude von 1897 abgetrennt und separat verkauft. (Siehe Roggenburger Str. 48)

Das Gelände muss in den folgenden Jahren (evtl. wegen der Brandschäden) erheblich umgestaltet worden sein. Das Lagerhaus vor dem Kellereingang wurde abgebrochen, ebenso das östl. Ökonomiegebäude (RG48). Der Kellerzugang wurde nach Norden verlängert und das Gelände darüber aufgefüllt. Das ehem. Sommerhaus wurde ebenfalls abgebrochen, stattdessen wurde ein kleineres Gebäude als Belüftung oder Zugang zu dem Keller errichtet. 1939 verlegte die kgl. priv. Schützengesellschaft ihre Schießanlage von der Hasenwiese (Reichenbacher Str. 21a) nach hierher. (Roggenburger Str. 44.1)

Das Gelände verfiel zunehmend und wucherte immer mehr zu. Zeitweise betrieb eine Gartenbaufirma hier ihren Betriebshof. Ab 2007 wurde der an der Straße gelegene Teil des Grundstücks zu einem Gewerbebetrieb umgewandelt. Der neue Eigentümer baute eine Werkhalle für seinen Baggerbetrieb. Die Böschung auf dem nordwestlichen Teil des Grundstücks wurde gerodet und abgetragen. Auf dieser Fläche wurde eine erste Werkhalle errichtet. Der verlängerte Teil des Kellers einschl. der Überschüttung wurde 2017 abgetragen, um die Lagerhalle von 2007 zu verlängern. Um 2019 wurde das Nachbargrundstück Roggenburger Str. 48 hinzu erworben und das dort befindliche Wohnhaus abgebrochen. Dieses Grundstück wurde auf die gleiche Ebene gebracht und in die gewerbliche Bebauung mit einbezogen. Auf der Freifläche vor dem ehem. Keller wurde ein Mehrfamilienhaus ähnlich wie auf dem Nachbargrundstück Roggenburger Str. 42 errichtet.

Die Keller blieben teilweise erhalten.

Roggenburger Str. 48

Das Grundstück Roggenburger Str. 48 entstand nach 1915, als die Brauerei aufgegeben und dieser Grundstücksteil abgetrennt wurde. 1922 brach Hans Gutter das Ökonomiegebäude ab und errichtete ein Sommerhaus.

Vermutlich wurde um 1945 das Gartenhaus ohne Bauplan in ein Wohnhaus umgebaut, weil zu dieser Zeit keine geordnete Verwaltung mehr existierte. Ein Bauantrag für das Gebäude liegt nicht vor.

Das Wohnhaus wurde mehrfach umgebaut und erweitert. 1965 kam eine Garage hinzu, 1966 wurden 2 Zimmer aufgebaut, 1980 die Garage zu einer Werkstatt umgebaut. 1981 wurde ein Kfz-Unterstellplatz beantragt. Dieser wurde aber erheblich größer ausgeführt und ein Segelboot untergestellt. Die Stadt stimmte dem Vorhaben nicht zu. Nach längerem Streit musste der Unterstand um 1985 wieder abgebrochen werden. 1994 wurde eine Fertiggarage aufgestellt.

Um 2019 wurde das Grundstück wieder mit Roggenburger Str. 44 vereint. Die Bebauung wurde abgebrochen. Das Grundstück wurde auf die gleiche Ebene wie das Nachbargrundstück RG44 gebracht und in die gewerbliche Bebauung mit einbezogen.

Schießanlage Roggenburger Str. 44.1

Um 1938 genügte der Schießstand in der Reichenbacher Str. 21a beim Hasenkeller nicht mehr den Anforderungen der kgl. Priv. Schützengesellschaft. Der Hasenwirt hätte die Schützen zwar gerne gehalten, man sah aber keine Möglichkeit für einen Umbau an der alten Stelle. Der Stadtrat erklärte 07.10.1938 seine grundsätzliche Zustimmung zu einer Umsiedlung. Der Antrag der Schützengesellschaft, in der Kiesgrube Hagenthalerstr. (jetzt Tennisanlage) eine Schießstätte zu errichten wurde von der Stadt nicht genehmigt. So stellten die Schützen 1939 den Bauantrag für eine Schießstätte an der Roggenburger Str.

Aber so richtig heimisch wurden die Schützen mit dieser Anlage nicht. Der Schießstand am Schönblick wurde schon ab 1954 nicht mehr voll genutzt. Die Schützen erhielten 1954 noch einen Barzuschuss von 500 DM zur Reparatur der Blenden wegen des KK-Schießens. Die Schützen richteten sich dann ein Heim im Gasthof Rössle ein, ab 30.06.1973 traf man sich in der Rose in Grafertshofen. Ab 1976 wurde die Schießanlage Schritt für Schritt an den neuen Standort am Metzgerweg in Hegelhofen verlegt. Ab 14.07.1976 übernahm die kgl. priv. Schützengesellschaft die dortige Kiesgrube. Wegen Einsprüchen verzögerte sich der Bau. Am 06.03.1980 wurde Richtfest gefeiert und am 26.09.1982 wurde der neue Schießstand in Betrieb genommen.

Das Gelände der Schießanlage wurde danach um 1985 einschl. des ehem. Café Schönblick an einen Interessenten mit privater Pferdehaltung verkauft und als Koppel genutzt.

1989 wurde beim Schönblick ein weiteres Einfamilienhaus gebaut, 1999 um einen Wintergarten ergänzt. 2011 wurde auf dem Gelände der ehem. Schießanlage ein weiteres Einfamilienhaus gebaut.

Quellen:

Quellen:
1, 2, 3, 4, 5, 6 Stadtarchiv Weißenhorn; Foto: Heimatmuseum Weißenhorn
7, 8, 9 Heimatmuseum Weißenhorn; Foto: Heimatmuseum Weißenhorn

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