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Postlokale

Die Postlokale waren besonders wichtige Gaststätten, weil sie neben der Bewirtung der Gäste auch Übernachtungsmöglichkeiten boten und hier damals die einzigen öffentlichen Verkehrsmittel – die Postkutschen – abfuhren. Freilich hatten auch andere Gasthöfe Fremdenbetten und Gaststallungen für die Pferde anderer Reisende, aber bei den Posten konnte man auch ohne eigenes Pferd und Kutsche eine Reise antreten.

Die Post war ein staatliches Monopol, daher finden sich in den städt. Akten keine näheren Angaben hierzu. Es ist überliefert, dass der Gasthof Sonne in der Hauptstraße als größter Gasthof auch die Posthalterei innehatte. Tatsächlich erwähnt wird die Posthalterei aber erst bei der Übergabe der Sonne von Vater auf den Sohn Johannes Kretz am 09.07.1825. 1831 wird Josef Maier, vormaliger Bärenwirt, auf der Sonne genannt, 1843 auch als kgl. Posthalter. Josef Maier muss es wirtschaftlich schlecht gegangen sein, denn er musste Konkurs anmelden. Ab 1843 wird Xaver Bachthaler auf dem Gasthof genannt, wohl zuerst als Pächter. Für die Bewerbung um das Posthaltergebäude legte Xaver Bachthaler, ehem. Bauer, 1842 ein von der Gemeinde Witzighausen ausgestelltes Vermögenszeugnis vor, welches auf 12.550 fl lautete. Am 12.04.1844 kaufte Xaver Bachthaler aus der Debit-Masse des alten Posthalters Maier die Sonnenwirtschaft. Es ist nicht bekannt, wie der Postverkehr damals abgewickelt wurde. Weißenhorn gehörte bis 1846 zur ‚Kayserlich Reichsfahrenden Ober-Post-Amts-Expedition‘ in Ulm. Erst ab 01.07.1846 gab es ein eigenes Postamt in Weißenhorn mit Brief- und Fahrpostexpedition. (Dem Postwesen in Weißenhorn ist ein separater Artikel gewidmet.)

Mit Einrichtung des Postamts Weißenhorn wird 1846 der Hirsch in der Hauptstr. 24 als Posthalterei mit Poststall erwähnt, bei der Sonne kommen keine Hinweise mehr auf die Posthalterei. 1867 übergibt die Sonnenwirtswitwe Marianne Bachthaler das Gasthaus an ihren Sohn Xaver Bachthaler und dessen Braut Magdalena Renz. Zwischen 1870 und 1880, das genaue Datum ist leider nicht überliefert, wechselt Xaver Bachthaler auf den Hirschen. Es mag sein, dass der alte Posthalter Xaver Bachthaler von der Sonne das Postgeschäft durch seinen Sohn sukzessive auf den Hirschen verlagerte. Von nun an wird Xaver Bachthaler auf dem Hirschen als Posthalter mit Poststall genannt.

Aber die Zeit der Postkutschen ging zu Ende. Am 01.05.1914 eröffnete Karl Oster eine private Motor-Omnibuslinie durch das Rothtal nach Neu-Ulm und am 31. Juli 1923 fuhr die letzte Postkutsche Weißenhorn-Krumbach mit Postillon Xaver Bachthaler, von Roggenburg kommend, durch das Obere Tor in den „Hirsch” zurück. Am gleichen Tag wurde die „Weinstube zum Hirsch” geschlossen. Sie eröffnete aber unter neuen Pächtern wieder und blieb bis ca. 1948 bestehen.

Anfang der 50er-Jahre gab es einen besonderen Service der Deutschen Bundespost. In der Adventszeit wurden die Pakete mit einer alten Postkutsche ausgefahren. Dies kam bei der Bevölkerung gut an, wurde aber nicht lange so praktiziert.

Quellen:

Quellen:
1, 2 Heimatmuseum Weißenhorn; Foto: Heimatmuseum Weißenhorn

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